Ein düsteres Zeitalter war das Mittelalter – und die Phrasen und Redensarten aus damaliger Zeit lassen es heute noch erahnen! Lest nach, was die uns heute noch bekannten Redewendungen und Sprüche eigentlich bedeuten…

Schreibt euch die Phrasen hinter die Ohren!

Das würden wir heutzutage jedenfalls nicht mehr so machen, aber damals brauchte man für wichtige Verträge und Vereinbarungen einen Zeugen. Die wenigstens Leute konnten schreiben oder lesen und so suchte man sich jemanden, der oder die einen wichtigen Vertragsabschluss bezeugen konnte. Meist waren dies junge Leute, damit die Lebensdauer noch lang genug war, um Ansprüche auch Jahre später noch bekräftigen zu können. Nun war man zu dieser Zeit überzeugt, mit Schmerz verbundene Erfahrungen würden sich besser ins Gedächtnis einbrennen. Den Zeugen wurden also die Ohren lang gezogen oder sie wurden geohrfeigt. Das Wort „veeg“ aus dem Mittelhochdeutschen, was in etwa „Hieb“ bedeutet, findet sich heute im Wort Ohrfeige daher auch wieder.

Das hat wirklich Hand und Fuß, oder…?

Im mittelalterlichen Rechtsverständnis war man kriegstüchtig (heute vielleicht verkehrstüchtig? 😉 ) wenn man noch die rechte Hand und den linken Fuß besaß. Die rechte Hand war die Schwerthand, der linke Fuß nötig, zum Führen des Pferdes über den Steigbügel. Ein Linkshänder behielt seine Besonderheit ehedem besser für sich, da im finsteren Zeitalter einen selbst das Benutzen der linken Hand schon aufs Schafott bringen konnte. „Andersartigkeit“ war nicht gern gesehen und wurde oft mit Hexerei und dem Teufel in Verbindung gebracht.

Als besonders harte Strafe wurde also schon mal die rechte Hand und der linke Fuß abgeschlagen. Die ultimative Entmachtung. Wohl dem, der seine bevorzugte linke Handführung bis dahin geheim gehalten hatte…

Gruselige Phrasen und Sprichwörter 01

Phrasen mit Alliterationen: mit Haut und Haar!

Das Heft in der Hand, blaues Blut, in Bausch und Bogen, Kind und Kegel… mit Haut und Haar! Die Alliterationen ließen solche Phrasen bis in die heutige Zeit besonders erfolgreich werden und bleiben.

Hier geht es um eine uralte zu verhängende Strafe, nämlich das würdelose Abschneiden des Haupthaares und die Prügelstrafe oder Peitschenhiebe auf der Haut. Das Ganze fand meist öffentlich an den Pranger gestellt statt, um die Mitmenschen vor ähnlichen Taten zu warnen und sie abzuschrecken. Ebenso war das öffentliche zur Schau stellen auch für den Missetäter eine zusätzliche Strafe und Peinlichkeit. Mit etwas Glück kam man dem Richter vielleicht aber doch ungeschoren davon

Dafür legen wir unsere Hand ins Feuer! Oder doch lieber nicht?

Wenn man vor Gericht nicht mehr weiter wusste, die Wahrheit nicht beweisen konnte oder dem Angeklagten nicht glauben wollte, wurde im Mittelalter gern irgend eine Art von Gottesurteil erbeten. Man musste bei der Feuerprobe zum Beispiel die Hand sehr lange ins Feuer halten oder ein heißes Eisen anfassen. Wer hierbei keinerlei Verletzung erlitt, der galt als von Gott gesegnet (ausgesprochen unwahrscheinlich). Wessen Verletzungen zumindest schnell verheilten, der wurde ebenfalls frei gesprochen (na hoffentlich…). Theoretisch hätte auch ein Bürge die Hand für den Beschuldigten ins Feuer halten können. Wir wollen uns hier nicht die Finger verbrennen und behaupten, das sei sogar mal vorgekommen. Belegt ist solch ein Fall jedenfalls nicht.

Gruselige Phrasen und Sprichwörter 02

Wenn Prügelknaben herhalten müssen – Phrasen über psychologische Experimente?

Wie würdet ihr reagieren, wenn statt euch selbst vor euren Augen jemand anderes für eure Taten bestraft werden würde? Sofort stellt man sich trashige Horrorfilme mit düsteren Laborräumen und menschlichen Experimenten vor.

Blödsinn? Fragen wir doch die steinreichen Adligen des Mittelalters! Denn die durften laut Gesetz oft nicht körperlich gezüchtigt werden. So hielt das ein oder andere Mal ein „Prügelknabe“ her, und der eigentlich zu bestrafende Adlige musste zusehen.

Ein dokumentiertes Beispiel ist William Murray, 1st Earl of Dysart, der als Prügelknabe für den späteren King Charles I. her hielt. Und als Dank (oder aus Scham??) dann zum Earl von selbigem ernannt wurde. Laut Wikipedia sogar zum späteren Berater des Königs. King Charles I. soll sich nach der Prügelstrafe eines Fremden deutlich im Verhalten gebessert haben, so sagt man… 😉

Düster war das Mittelalter, aber auch voller Fabeln und lustiger Anekdoten!

In unseren anderen Artikeln über Redewendungen und Phrasen erklären wir euch zum Beispiel die Herkunft des Victory-Zeichens und erzählen von aufgebundenen Bären und hohen Rössern. Wir sagen euch, dass alles in Butter ist und wie man unter die Haube kommt. Der Schlosshund lebt auf großem Fuß und geht dahin wo der Pfeffer wächst. Aber wenn wir vom Leder ziehen, können wir euch wohl kaum länger auf die Folter spannen! Aberglaube und Weisheiten der Seefahrer sind auch nicht ohne… 🧜‍♀️


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